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Augsburg, Österreich, BMW, Motorrad, Ride Report, Salzburg, Tour, Würzburg
Am Sonntag sollte es zurück nach Würzburg gehen, mit einer längeren Pause im Augsburger Hinterland. Rückenstatus am Morgen: noch nicht schmerzfrei, aber sehr viel besser. Die Temperaturen in Salzburg überschritten gegen halb Zehn die Nullgradgrenze, um 11:30 Uhr ging es rauf auf den Bock. Knallblauer Himmel, strahlender Sonnenschein. Nochmal eben durch Salzburg rollen, weil es am Abend doch recht kurz war, dann am Flughafen vorbei raus ins Berchtesgadener Land. Ich hatte mir ursprünglich hier eine schöne Route durch die Berge gelegt, die jedoch Jahreszeit/Straßenverhältnissen und Zeitplan zum Opfer fielen (in dieser Reihenfolge).
Und wegen Zeitplan ging es auch bald wieder auf die A8. In den Rückreiseverkehr. Stimmt ja, Ferienende da unten. Viele machten zum Glück bereitwillig eine Gasse für das Mopped auf und so ging es einigermaßen. Langsamer als gedacht war es trotzdem. Ich halte es für eine ausnehmend kluge Entscheidung bei mit 120km/h fließendem Verkehr mittels Leuchtreklame über der Fahrbahn spontan 80 durchsetzen zu wollen. Wegen Verkehr, obviously. What can possibly go wrong.
Auf Höhe von Bernau fuhr ich ab und machte einen Abstecher zum Chiemsee. Kurze Pause am Seeufer, meine ungefähre Ankunft per SMS ankündigen, die Sonne auf den Pelz scheinen lassen.
Dann ein bisschen kleine Straßen im Chiemgau. Das Fahren ging hier ganz wundervoll von der Hand und war eine willkommene Abwechslung zur Autobahn.
Damit der Besuch später nicht gar so kurz ausfiel sah ich die A8 aber bald wieder. Und die A99, voll offen mit 4 Spuren + freigegebenem Standstreifen. Und wieder die A8. Und keiner konnte sich an den Unfug mit dem Rechtsfahrgebot erinnern. Das klappt hier im Westen ja wenigstens manchmal besser. Ich erinnerte mich im Ausgleich an Clemens Gleichs Fahrschule. Und an Riesenslalom. So gings. Rund 30km vor dem Zwischenziel stelle ich fest, dass ich ziemlich gut in der Zeit lag. Runter von der Autobahn, Routingoption „Kurvige Strecke“. Oder so dachte ich. De facto sah ich eine gestrichelte Linie, die von mir zum Ziel wies. Verhandschuhfingert. Das wird wohl dieses „Luftlinie“ sein, von dem die Enduristen immer reden. Nun gut, probieren wir das mal. Ich befand mich im relativen Nirgendwo des Kreises Dachau und interpolierte meine Route anhand einer gestrichelten Linie entlang einiger wundervoller Kurven, bis ich in einen kleinen Ort (a.k.a 10 Häuser) kam und einem, wie ich meinte, normalen Wegweiser folgte, schwarze Schrift auf gelbem Grund. Kein schwarzer Rand, naja, vielleicht schon was älter. Der einzige Weg wieder aus dem Subminiaturort hinaus war ein Wirtschaftsweg, den ich nicht befahren durfte wenn man dem Schild glauben schenken wollte. Und es waren Zeugen anwesend, ich musste also Glauben schenken. Dass auch hier wieder ein solcher schwarz-auf-gelb-ohne-Umrandung-Wegweiser stand und auf den Wirtschaftsweg deutete, lies mich ein wenig auf die Natur des ganzen schließen. Offensichtlich ist das schwarzer-Rand-Business schon irgendwie relevant. Routenoption ändern, diesmal wirklich „Kurvige Strecke“ und zurückmarschmarsch. Auf kurze Distanzen funktioniert die Routenoption tatsächlich sehr gut und das Navi lotst mich über nette, gut einsichtige Straßen zum Zwischenziel.
Klingeln. Keiner da. Anruf. „Wir sind noch unterwegs, so etwa 30 bis 40 Minuten“. Am Abend, viele Kilometer weiter las ich die SMS, die als Antwort auf meine vom Chiemsee kam und die ich besser mal direkt hätte mitbekommen sollen: „Sind ab 16:00 Uhr wieder da“. (Danke, dass ihr euch beeilt habt und schon um kurz nach drei wieder da wart!) Ich setzte mich solange auf die Terrasse, zur leichten Befremdung der Nachbarn (die aber trotzdem freundlich grüßten und gegrüßt wurden), und genoss die Sonne.Zur Begrüßung muss ich dann direkt enttäuschen. „Ich dachte du bleibst über Nacht und wir fahren morgen zusammen, unsere Moppeds sind ja eh angemeldet.“ Zwischen uns liegen viele, viele Jahre Fahrerfahrung und der Niveauunterschied in puncto Fahrkönnen ist beträchtlich (und zu meinen Ungunsten). Ich hätte nicht vermutet, dass es für meine Gastgeber unter Spaß fiele, mit mir zu fahren und hatte das überhaupt nicht als Option auf dem Schirm. Und deswegen keine Zeit eingeplant, was mir immer noch leid tut, denn ich hätte auf jeden Fall Spaß gehabt und was gelernt. Mist. „Nein, ich wollte heute noch weiter nach Würzburg.“ So blieben nur ein paar Stunden Besuch und ein Goodie für die Scarver, über das ich mich sehr gefreut habe. Mehr dazu demnächst.
Um 17h wollte ich weiter nach Würzburg, kam aber aus verschiedenen Gründen erst eine gute halbe Stunde später los. Das Routing blieb bei „Kurvige Strecke“ und hielt größtenteils, was es versprach. Nach nicht allzu langer Zeit meldete sich die Reserveleuchte und ich fügte die nächste Tankstelle als Zwischenziel in die Route. Geschlossen. Sonntag Abend nach 18 Uhr in Bayern. Na gut. Nächste Tanke wählen, hinfahren. Wieder zu. Ich wiederholte das Spiel noch zweimal, bis ich endlich ein wenig flüssiges Gold in den Tank der CS füllen konnte. Zum Glück ist die Reserveleuchte eher konservativ ausgelegt. Wenn sie angeht, sind noch fast fünf Liter im Tank und würde man versuchen mit sehr sanfter Gashand Normverbrauch zu fahren, würde es noch für deutlich mehr als 100km reichen. 80km sind aber auch bei zügiger Fahrweise eine sehr sichere Bank. Irgendwo nordwestlich von Donauwörth auf der B25 ist die Sonne dann final weg und es wird dunkel. Die A7 ist nicht direkt in Reichweite, streng genommen liegt Donauwörth ja ziemlich exakt in der Mitte des autobahntechnischen Niemandslands zwischen A7 und A9. Also weiter: Nördlingen, Dinkelsbühl, Feuchtwangen. Die A7 kann nicht weit sein, es gibt da doch dieses gleichnamige Kreuz. Doch Navi und Beschilderung sind sich uneins, ob man dort wo A7 steht auch nach Würzburg auffahren kann. Navi und Intuition sagen Ja, Straßenschild says No. A7 gen Ulm links, gen Würzburg gerade aus. Einige Kilometer weiter: gleiche Beschilderung. How very strange. Ich überquerte auf diese Weise noch die A6 und fuhr dann endlich auf die Bundesautobahn 7 auf. Gas auf bis Abfahrt Würzburg-Estenfeld, auf den Mittleren Ring und ab zum Tagesziel. Warm duschen, essen, schlafen.
Tagesfazit: Hätte ich meine SMS gelesen, hätte ich mehr vom Chiemgau gesehen. Hätte ich im Vorfeld klarer kommuniziert, hätte ich zumindest einen Tag in Gesellschaft fahren können. Die vollständige Route von ca. Augsburg bis Würzburg über Land mit Routingoption „Kurvige Strecke“ führt nur zu ca. 30min mehr Fahrzeit im Vergleich zur Autobahn. Im Dunkeln trotzdem lieber Autobahn, da gibts weniger Wild. Bei Gelegenheit mal ganz über Land, denn eigentlich wäre ich gerne ab Aalen die B19 gefahren, denn die verläuft im Süden sehr schön, auch wenn sie die letzten 30km vor Würzburg zur falschen Tageszeit unglaublich voll wird. Kommt Zeit, kommt Tour.